Wow, waren das aufregende Wochen! Leider liefen sie nicht so, wie ich sie mir gewünscht hätte. Kurz vor Weihnachten bin ich nochmal ziemlich unfreiwillig auf eine emotionale Achterbahnfahrt geraten.
Vollkommen unnötig, werdet ihr gleich feststellen. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Also, endlich stand mein laaaang ersehnter Friseurtermin vor der Tür. Wie so viele Frauen hatte ich mir ein paar Inspo-Bilder bei Instagram abgespeichert. Ein liebes Dankeschön geht raus an Halle Berry.
Ja, eigentlich ist das alles ihre Schuld!
Dank ihres fabelhaften Aussehens und ihrer noch fabelhafteren Frisur, sitze ich nun auf dem Drehstuhl und schmiede mit meinem Friseur den Plan, mir Curtain Bangs zu verpassen.
Also, so ne Art Pony. Oder Ex-Pony, müsste man wohl sagen. Einer, der alt aussieht und schon am rauswachsen ist. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Man könnte auch meinen, dass die Haare sich bei einem Curtain Bang in einem Stadium befinden, durch das man einfach durchmuss, das es zu ertragen gilt, bis sie dann wieder lang sind und nach gewollt aussehen.
Ich verlasse den Salon also mit einer Art gewolltem Unfall, rede mir ein, dass ich mich an die Veränderung erst noch gewöhnen muss.
Zuhause stelle ich fest, dass mir diese traurigen, herabfallenden Strähnen, dieser schlaffe Vorhang so gar nicht steht. Also, so gar nicht! Das heißt wohl Mütze, Hut oder Kopftuch die nächsten Monate.
So ein Mist. Zwischen Tränen und Wut auf mich selbst, muss ich mir eingestehen, dass ich’s eigentlich hätte wissen müssen. Zum einen sind Curtain Bangs sowas von Sommer 2020, zum anderen hatte ich doch meine Frisur längst gefunden. Die eine, die perfekte – für mein Gesicht! Aber weil ich sie eben schon gefühlt mein halbes Leben lang trage, musste ich ja unbedingt etwas ändern!
Manchmal ist das Altbekannte gut so wie es ist. Aus perfekt kann nur selten perfekter werden. Aber so ist Mensch nicht gestrickt. Wir wollen alle immer höher, weiter, schneller, mehr, mehr, mehr.
Oder tiefer.
Da entscheidet einer, hey, lass uns James Bond doch mal mehr Tiefgang geben. Aber wozu? Vorsicht Spoiler! Irgendwann war sogar der Tiefgang nicht mehr tief genug, also wirft man eine Bombe auf ihn und löscht unseren geliebten Geheimagenten eben komplett aus. Und wer soll die Drecksarbeit jetzt machen? Henry Flint, oder noch besser, eine Frau? Es wird doch wirklich schon genug gegendert.
Wenn ihr eine neue Figur einführen wollt, dann macht ein Spin-Off!!
Aber rührt um Gottes Willen unsere Helden nicht an!
Ebenfalls wäre es sicher für alle „Sex And The City“-Fans das Beste gewesen, man hätte die Serie nicht neu auferstehen lassen. Dann wäre es auch nicht – Vorsicht Spoiler! – zum tragischsten Tod der Seriengeschichte gekommen. Dann wäre unser geliebter Mr. Big heute noch unter uns!
Und Carrie und Big würden in unserer Bubble glücklich leben bis an ihr Lebensende, nur eben, ohne Lebensende.
Ever thine, ever mine, ever ours… Ihr wisst schon.
Aber hey, wenn ihr eh schon dabei seid, Bomben auf unsere Lieblinge zu schmeißen, dann macht doch gleich weiter. Habt ihr das von Bibi Blocksberg gehört?
Die hat irgendwann mal im Stall, ganz harmlos, angefangen mit Tina zu kiffen. Aber daraus wurde schnell ein tägliches Ritual. Und auch Mama Barbara hat die Alarmglocken nicht gehört. Einstiegsdroge und so. Jedenfalls lebt Bibi heute auf der Straße und geht anschaffen, um an härteres Zeug zu kommen. Hexen kann sie auch schon lange nicht mehr, dafür hat sie neue Talente. Ihr müsst mal ihre Freier fragen.
Ach und Pipi Langstrumpf? Ist vom Pferd gefallen. Pflegestufe 3. Keine Abenteuer mehr. Tommy und Annika haben sich daraufhin von ihr abgewandt, schicken höchstens zum Geburtstag eine unpersönliche Karte.
Und ihr Affe? Tot.
Und erinnert ihr euch noch an Edward und Vivian? Tragische Geschichte. Hätte man aber eigentlich mit rechnen können. Er hat sich ne Jüngere geangelt. Selbe Stadt, selber Strich, anderes Auto. Was macht Pretty Woman als sie es erfährt? Suizidversuch. War aber mehr ein hilfloser Versuch seine Aufmerksamkeit zurückzubekommen. Und Edward? Tut bis heute so, als hätte es sie nie gegeben. Ich sag ja, ne tragische Geschichte…
Kein Wunder also, dass es allen so gutgetan hat, eine neue Folge „Wetten, dass…?“ oder „Geh aufs Ganze“ zu zeigen. Nach Flut und immer noch mit Corona, sehnen wir uns doch nach unaufgeregten Orten, wo die Uhr ein wenig langsamer tickt, und wir den ganzen Trubel mal für ein paar Minütchen vergessen dürfen.
Wir brauchen die Filme und Serien, die über all die Jahre immer für uns da waren, und bis heute unsere Zufluchtsorte sind.
Dies ist ein Plädoyer gegen die Logik und für eine intakte Seifenblase.
Lasst den Menschen ihren Zauber!
Filmindustrie, Regisseure und Autoren, unaufhaltsam walzen sie durchs Träumeland. Ich schreie und bettel, nein! Bitte! Tut es nicht! Doch sie hören nicht. In dem Sinne, Ruhe in Frieden Mr. Big und eine schöne Weihnachtszeit mit Kevin und Aschenputtel, also, falls sie noch leben…
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