Was war Dein erstes Buch? Erinnerst Du dich?
Meins war “Die Kinder von Bullerbü”.
Ich war so stolz als ich am Ende angekommen war und habe mich mit meinen acht Jahren damals ziemlich erwachsen gefühlt. Denn die Großen haben mir das Lesen vorgelebt. Papa hat mir jeden Abend aus “Pu der Bär” vorgelesen, Mama aus “Urmel aus dem Eis”.
Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die mir gezeigt haben, dass Bücher zum Alltag gehören wie Zähneputzen.
Heute lese ich am liebsten Thriller und historische Romane.
In keiner anderen Situation kann ich besser abschalten als mit einem Buch vor der Nase. Und dabei bin ich ganz schön old-school…
»Willkommen im 21. Jahrhundert, ihr Trottel!«
Diese Gedanken gehen mir jedes Mal durch den Kopf, wenn ich meinen Mann und mich dabei beobachte, wie minimum sechs Bücher im Koffer eine Reise zum Albtraum machen.
Wir können uns nicht überwinden einen E-Reader zu kaufen, um uns schweres Heben und Schweiß zu ersparen. Und unsere Augen können sich einfach nicht daran gewöhnen, Bücher künftig von einem Bildschirm abzulesen.
Na gut, das ist eine Lüge.
Wir wollen halt nicht.
Wo ist denn da auch die Romantik?
Überleg mal, wenn Du einsam und alleine in einem Café, an der Bushaltestelle oder im Zug sitzt – wer bewahrt Dich davor, bemitleidenswert auszusehen oder mit komischen Menschen ins Gespräch zu kommen?
Dein Buch.
Und wenn Du es zu Ende gelesen hast und es war ein Volltreffer, ist da dieser Moment des Innehaltens. Obwohl die letzte Seite gelesen ist, kannst Du das Buch noch nicht aus der Hand legen.
Du wendest es noch ein paar Mal, riechst an den Seiten, spürst das Papier an deinen Fingern.
Noch ganze drei Male liest Du die Widmung und die Danksagung des Autors.
Du hoffst Informationen zu entdecken, die Einblick in den Kopf des Schriftstellers gewähren. Vielleicht findest Du ja in diesen persönlichen Zeilen eine Antwort auf die Fragen, die nach der letzten Seite geblieben sind.
In all der Zeit, die Du mit diesem Buch verbracht hast, habt Ihr eine Beziehung aufgebaut. Und wenn es Dich berührt und in Dir etwas ausgelöst hat, dann kann aus dieser Beziehung mehr werden.
Eine schöne Erinnerung vielleicht.
Eine lebenslange Freundschaft.
Oder, ja, vielleicht echte, aufrichtige Liebe.
Du könntest es in deinem Leben noch ein, zwei Mal lesen.
Oder Du berührst ab und zu den Buchrücken und erinnerst Dich daran, wie Du dich gefühlt und was Du zu der Zeit erlebt hast als Du es gelesen hast.
Eine E-Reader-Ausgabe kann Dir all das nicht geben.
Es ist wie mit digitalen Fotos. Sie verlieren an Wert und verschwinden in der Masse und schließlich werden sie vergessen.
Ich möchte Bücher nicht konsumieren, ich will mit ihnen leben. Sie sind meine Begleiter.
Durch sie kann ich andere Leben leben und Welten entdecken, von denen ich nicht zu träumen wagte.
Foto: Anoush
7 Kommentare
Katja
17. November 2017 um 12:23Hallo Lilli,
erst mal vielen Dank für Deinen Blog, Deine Artikel sind herrlich geschrieben. Hier muss ich Dir auch mal schreiben, denn es geht mir nicht anders. Ich liebe Bücher in „Papierform“ und ich liebe es, in die Bibliothek zu gehen und dort zu stöbern. Das wurde mir auch praktisch in die Wiege gelegt. Meine Omi hat in einer kleinen Bibliothek gearbeitet und ich durfte in den Ferien oft während ihrer Arbeitszeit mitkommen. Das war so toll. Ich kann mich erinnern, dass ich mir stundenlang ein Bilderband/Biographie über Romy Schneider angesehen habe.
Meine Kinder nehme ich auch regelmäßig mit in die Bibo. Der Besuch in einem Buchladen löst bei uns eigentlich auch meist Schmerz mit aus, weil wir all die schönen Bücher gar nicht kaufen können, wir haben schlichtweg keinen Platz. Aber wir hoffen, dass das eine oder andere Buch dann in unserer Bibo landet. Aus all den Gründen wird es kein E-Book geben. Mein Mann hatte mir vor 2 Jahren eines zum Geburtstag geschenkt. Er musst es unangetastet zurück bringen….
Katja
Jessica Wunder
17. November 2017 um 13:50Alleine den Geruch eines Buches kann kein E-reader der Welt ersetzen.
Und der Akku wird auch niemals leer sein…
In diesem Sinne.
Hoch lebe das altmodische, niemals aussterbende Papierbuch.
Jochen Weicker
17. November 2017 um 16:21… mit der „herkömmlichen“ Art, ein Buch zu lesen, wird jedenfalls der eigene innere Akku wieder voll 🙂
Jochen Weicker
17. November 2017 um 16:18… wunderbar, Lilli, dass Du das gedruckte Buch hochleben lässt, Seite für Seite umblätterst, Deine Gedanken und Gefühle darin zerfließen lässt und damit auch eine Auszeit von Smartphone, Tablet & Co. nimmst …
Saskia
17. November 2017 um 20:01Liebe Lilli,
Du sagst das, was meine Freunde nicht verstehen, wenn ich mal wieder in „meine eigene Welt“ verschwinde.. sehr schön geschrieben.
Als Thrillerliebhaberin kann ich dir die „Psychothriller“ von Sebastian Fitzek (der seine Bücher selbst nicht als solche betitelt) sehr empfehlen. Am meisten sein Debüt „die Therapie“.
Liebe Grüße
Claudi
18. November 2017 um 7:47Liebe Lilli,
du sprichst (bzw. schreibst ;)) mir aus der Seele!
Ich kann mit einem eReader auch nichts anfangen! Ich will ein Buch spüren, Seite für Seite umblättern! Außerdem liebe ich es in Buchläden zu gehen und die ganzen neuen und alten Bücher zu durchstöbern.
Leider wurde mir das neulich auf der Heimreise aus dem Urlaub zum Verhängnis. Ich habe mir an Flughafen noch ein paar Bücher gekauft um den anstehenden 12h Flug zu überstehen. Blöderweise war es ein Nachtflug, alles war dunkel, alle haben geschlafen, sodass ich nicht der Buhmann seien wollte, der das Licht anmacht um zu lesen. Das war bisher das einzige Mal, dass ich meine Sitznachbarin um ihren eReader beneidet habe!
Liebste Grüße
Claudi
Nicola
25. November 2017 um 0:51Liebe Lilli,
ich stimme Dir 100% zu, ABER auch ich habe immer zu den Leute gehört die in den Urlaubskoffer Minimum 5-6 Bücher reingepackt hatte und damit war das Maxi-Gewicht fast erreicht – oh Schreck! Weiter waren die Bücher oft schon schneller gelesen, als der Urlaub vorbei und auf den meisten Inseln gibt’s nicht wirklich Buchläden. Daher ist es bei mir eine Mischung aus Buch wie E-Book geworden. Bücher meiner u.a. absoluten Lieblingsautoren gibt es nur als „reales“ Buch, aber für längere Urlaube werden die Bücher auch in E-Books umgewandelt. Somit habe ich einfach die Freiheit soviel zu lesen wie ich möchte und muss mich vielleicht nicht gerade wenn es spannend wird, in dem Sinn zurückhalten, weil es evtl. mein letztes Buch ist welches ich im Koffer habe. Ich bin eine sehr schnelle Leserin muss ich dazusagen und lese auch mal einen ganzen Tag und Nacht wenn das Buch sehr gut ist!
Ich liebe Bücher und dies schon als Kind durch die Eltern mitgegeben bis heute, dafür bin ich meinen Eltern dankbar, das ich bis heute mit jedem neuen Buch in meine Welt abtauchen kann!
Schönes Wochenende & Grüße
Nicola
PS meine Kindheit habe ich auch mit Astrid Lindgren verlebt, TKKG, Drei ??? (die Vorlage zu meiner heutigen Krimisucht) Hanni&Nanni – das waren die Bücher meiner Kindheit/Jugend.